Redebeitrag der SPD-Stadträtin Ulrike Gräter im Gemeinderat am 26. Mai 2025.
Herr Vorsitzender, Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,
meine geliebte Stadtbücherei – was habe ich ihr nicht alles zu verdanken: körbeweise gute Literatur, unvergessliche Veranstaltungen, Lesart, erlesene Ort mit Gerhard Polacek und Adi Maier, Leseluststunden – und ganz aktuell einen Spitznamen „Lady Library“. Danke dem anwesenden Taufpaten. Ja, er hat recht: Hier sind Herzblut und Leidenschaft im Spiel.
So, und nun zur Sache, zum Thema: die Zukunft der Stadtbücherei und die Zukunft unserer Innenstadt.
Wir diskutieren über zwei Standorte. Beide sind möglich. Warum wir einen favorisieren, erklären wir. Als erstes ein Schulterblick, der wichtig und notwendig ist, um gedanklich gemeinsam zu starten.
Vor sechs, ja eigentlich sieben Jahren, haben Wolfgang Drexler, Klaus Hummel und ich ein Bürgerbegehren initiiert. Die Frage lautete „Sind Sie dafür, dass die Esslinger Stadtbücherei am aktuellen Standort in der Heugasse modernisiert und erweitert wird und der Grundsatzbeschluss des Gemeinderats für einen Neubau am Standort Küferstraße/Kupfergasse aufgehoben wird?“ Die heutige Fragestellung bzw. die Option des Standorts Modehaus Kögel war in keinster Weise gegeben.
Warum diese Vorbemerkung? Weil ich dank meines fast unerschütterlichen Optimismus glaube, dass man die Unterschiedlichkeit der Situationen damals und heute erkennen kann und dementsprechend korrekt und nicht vermeintlich argumentiert.
Vier Punkte zur Wahl des Standortes: Machbarkeit, Mehrwert, Möglichkeit und Bedingung.
- Machbarkeit: 356 Seiten ausführliche Darstellung mit Detailtiefe, vielen Dank den Verantwortlichen. Kabelkanäle, Trafoanlagen oder Heizungsrohre – nein, die werden wir nicht kommentieren. Essentiell ist das Ergebnis der Machbarkeitsstudie. Zitat: „Die Errichtung der Stadtbücherei im ehemaligen Modehaus Kögel ist sehr gut möglich.“
- Mehrwert: Die Argumente sind vielfach genannt worden, hier nochmal in aller Kürze:
- Zentralste Lage, Präsenz mit Außenwirkung
- Rund 40 % Flächenzuwachs, rund 700 qm, zum Vergleich: Die Schickhardthalle misst 270 qm
- Barrierefreiheit, zwei ebenerdige Eingänge, Aufzüge zur Erreichbarkeit aller Ebenen
- Flexible und bedarfsgerechte Nutzung
- Open library, Gewinnung neuer Nutzerinnen und Nutzer
- Geschützter Familienbereich
- Größere Anzahl an Lernplätzen
- Kein Umbau im laufenden Betrieb
- Keine denkmalpflegerischen Einschränkungen
- Transformation der Innenstadt: Leben statt Leerstand. Die SPD hieße Einzelhandel herzlich willkommen, nur sehen wir die Schlange der Bewerber nicht.
- Damit sind wir beim Momentum der Möglichkeit: Wir haben jetzt die Chance, ein Filetstück im Zentrum zu erwerben. Sie nicht zu ergreifen, muss man verantworten.
- Bedingung: Die SPD -Fraktion hat von Anfang an ihr Votum mit einer Bedingung verknüpft: Der Bebenhäuser Pfleghof bleibt in städtischer Hand und öffentlich nutzbar. Das geplante Kulturquartier und die Bündelungen der Museen werden zu einer erhöhten Aufenthaltsqualität in Esslingens Innenstadt beitragen.
Sie werden unsere Beobachtung teilen: Esslingen ist voll, wenn die Sonne scheint …, soll heißen, wir brauchen, um attraktiver zu werden, auch mehr gute indoor-Angebote.
Ich komme zum letzten Punkt: Er lässt sich nicht in qm oder Euro oder Regalen bemessen, er hat für uns jedoch hohe Priorität.
Respekt, Wertschätzung, Berücksichtigung:
- Respekt gegenüber dem Büchereiteam, Wertschätzung seiner Arbeit, Beachtung seiner Expertise, Berücksichtigung seiner Einschätzung für die Zukunft der Bücherei.
- Die Beachtung des Pro-Kögel-Statements junger Familien, also der Generation, die die Bücherei mutmaßlich länger als die Mehrzahl der hier Anwesenden nutzen wird.
- Die Beachtung der Bitte der Waisenhofschule, im angrenzenden Schwörhof den dringend benötigen Platz zu erhalten.
- Beachtung der ausführlichen Stellungnahme des Planungsbeirats Esslinger Architektinnen und Architekten, über die die Presse sicher auch berichten wird.
Museen im Pfleghof, Wohnungen in der Heugasse11 und eine Bücherei für die Zukunft im Kögel. So geht ES vorwärts. Gehen Sie mit.
Ich danke Ihnen.