Modernisierung der Stadtbücherei

Sie kennen es aus der Geschichte.
Überbringer schlechter Nachrichten werden geköpft.

Das ist heute weniger üblich, den Kopf hinhalten für kritische Fragen, das müssen sie jedoch.

Wer könnte sie nicht nachvollziehen, die große Enttäuschung angesichts der Nachricht vom 16.Mai, die da lautete:

„Neue Kostenschätzungen für die Sanierung und Erweiterung der Stadtbücherei belaufen sich auf ca.60 Millionen. Die Realisierung ist in der aktuellen städtischen Finanzsituation nicht leistbar.“

Was ist zu tun? Wie geht es weiter?

Hierzu ein Zitat,- es bleibt bei dem einen-, versprochen. Probleme sind keine Stoppschilder, sondern Wegweiser.

Das Stoppschild führt geradewegs zum vielfach strapazierten Begriff : „Pausentaste.“ Nein, sehr geehrte Damen und Herren, eine Pausentaste brauchen wir nicht, wir brauchen eine andere Programmtaste.

Und zu dieser Taste muss es vor einer Entscheidung transparente Informationen und den Dialog mit der Bürgerschaft geben.

Die heutige Vorlage listet vor allem technische Instandhaltungen und Sanierungen auf. Unbestritten wichtig und richtig. Was vermissen wir? Das Konzeptionelle, die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Nutzer und des Büchereiteams.

Aus dem Umfeld der Bücherei haben wir dazu folgende entschlossene Devise gehört: „Ärmel hochkrempeln, die Regale an die Wand, die Menschen in die Mitte.“

Die Menschen in die Mitte zu stellen und mit cleveren Lösungen den optimalen Nutzen zu erreichen, genau darum geht es. Dabei ist die zusammengetragene Expertise vieler beteiligter Gruppen weiterhin immens wertvoll.

Wohlwissend, dass es noch viele wichtige Fragen zu besprechen gilt, möchte ich zwei Aspekte konkret herausgreifen: Reduzierung von Medien und Arbeitsplätze für Schülerinnen und Schüler,

Wir haben ein hervorragend aufgestelltes Büchereiteam, das kontinuierlich mit zeitgemäßen Angeboten auf die Wünsche der Nutzerinnen und Nutzer eingeht. Digitale und rund um die Uhr verfügbare Medien. Filmfriend-eine Streamingplattform für Filme, Freegal für Musik, Zugang zu e-learning und Wissensportalen und mehr. Hier stellt sich die Frage, wieviel analoges Angebot ist weiterhin nötig, wieviel digitales ist möglich und ausbaufähig.

Thema Lernplätze für Schülerinnen und Schüler, die Plätze sind begehrt, und sie sind in Prüfungszeiten zu knapp. Wie kann der Nachfrage entsprochen werde?

Verlängerte Öffnungszeiten in Lernwochen, ein dankbar angenommenes Angebot. Erlauben Sie mir jedoch bei diesem Thema den Blick nach rechts und links zu weiten. Schülerinnen und Schülern einen Lernort mit Internetanschluss zu bieten, das sollte in Zeiten von Ganztagesschulen nicht nur von einer Stadtbücherei geleistet werden. Hier brauchts Schulterschluss und Synergien.

Und weil man auch gern mal missverstanden wird: das heißt im Umkehrschluss nicht, dass wir nicht für mögliche Flächenerweiterungen wären.

Noch einen Satz zur Zeitschiene: Beim Blick nach vorn muss man keine Hellseherin sein um festzustellen, die Rahmenbedingungen werden nicht besser. Soll heißen: wir dürfen nichts übers Knie brechen aber auch nicht zuviel Zeit verlieren.

Fazit und damit zurück zum Zitat: Kein Stoppschild, keine Pause, sondern ein gemeinsam vereinbarter Weg in finanziell verantwortbaren Schritten, der unsere Bücherei im Pflegehof funktions- und zukunftsfähig macht.

Ulrike Gräter, Stadträtin

Gemeinderatssitzung, 25. Juli 2022, TOP “Erweiterung und Modernisierung der Stadtbücherei Esslingen”